Sumario: | Vor zweihundert Jahren fand im indischen Kalkutta eine religiöse Debatte statt, die von der christlichen Welt mit Aufmerksamkeit beobachtet wurde. Ein Brahmane, der aus hinduistischer Tradition stammte und sich als Wahrheitssucher verstand, geriet in einen fünfjährigen Streit mit den baptistischen Missionaren in Serampore. Die Kontrahenten Rammohan Roy und Joshua Marshman produzierten im Verlauf dieser Jahre über 800 Seiten Streitschriften über die richtige Auslegung der Bibel. Auslöser war das Buch The Precepts of Jesus, eine Evangelienauslese, in der Rammohan eine ethische Lehre Jesu rekonstruieren wollte. Die Kernthemen der weiteren Debatte waren das richtige Verständnis Jesu und seiner Botschaft, das Wesen Gottes und der wahre Weg zur Glückseligkeit. Grund des gegenseitigen Unverständnisses war eine divergierende Vorstellung, wie eine heilige Schrift grundsätzlich auszulegen sei. Bisher fehlte eine grundlegende chronologische Darstellung der Debatte und Aufarbeitung der exegetischen und dogmatischen Argumente. Es wird hier erstmals umfassend dargestellt, wie sich die Themen und Standpunkte im Laufe der Diskussion wandelten, wie sich der Baptist und der Brahmane gegenseitig beeinflussten, und es wird aufgezeigt, dass es auch unter den Baptisten durchaus divergierende Meinungen zu Rammohan gab. Armin Pöhlmann, geboren 1975, ist Pfarrer in Eisenach. In mehreren Studienaufenthalten in Indien, vor allem am Henry-Martyn-Institut in Hyderabad, hat er sich auf das Thema spezialisiert, wie Menschen aus anderen Religionen auf die Bibel blicken und sie auslegen.
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