Sumario: | Nachdem das deutschsprachige Antikendrama im 19. Jahrhundert nur eine untergeordnete Bedeutung besaß, kommt es nach 1890 unter dem Eindruck von Friedrich Nietzsches Geburt der Tragödie erneut zu einer intensive Beschäftigung mit Themen und Figurationen der griechischen Antike. Die vorliegende Studie unterzieht Antikendramen von Hofmannsthal, Hauptmann, Werfel, Pannwitz, Jahnn und Brecht einer struktur- und gattungsbezogenen Analyse, um die Verschiebungen des den Texten zugrundeliegenden Mythosverstandnisses im Kontext von Werk und Epoche zu spezifizieren. Der Versuch, mit den Mitteln des Dramas in den Bereich des Mythischen vorzudringen, führt letztendlich zur szenischen Restitution archaischer Praktiken wie Opferritual und kollektives Entgrenzungserlebnis. Damit ergibt sich die Schwierigkeit, „das Zerbrechen des Individuums und sein Einswerden mit dem Ursein" (Nietzsche) mit den Mitteln des Theaters vorzufuhren, mit anderen Worten: das Nichtinszenierbare zu inszenieren.
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