Sumario: | Eine lernendenorientierte und adaptive Gestaltung von Unterricht erfordert von den Lehrkraften, dass sie vorhandene Kompetenzen und Lernprozesse der Schulerinnen und Schuler diagnostizieren. Ausserdem mussen sie die Anforderungen von Aufgaben mit Blick auf deren Passung zu den Lernprozessen der Schulerinnen und Schuler analysieren konnen. Eine derart verstandene diagnostische Kompetenz wird als zentrales Professionalisierungsziel von Lehrkraften angesehen. Vor diesem Hintergrund wurden die diagnostischen Prozesse von acht Studierenden mit den Fachern Physik und Mathematik in zwei aufeinander folgenden Lehrveranstaltungen zur Diagnostik untersucht, um Potentiale und Lernhindernisse im Kompetenzaufbau zu identifizieren. In beiden Veranstaltungen bildeten Vignetten von Lernprozessen den Ausgangspunkt fur studentische Diagnosen. Forschungsgegenstand waren u., a. schriftliche Diagnosen der Studierenden im Pra-Post-Vergleich sowie auf Video aufgezeichnete studentische Diskurse bei der Diagnose von Lernprozessen der Schulerinnen und Schuler. Die Analysen erfassen u., a., auf welche Komponenten eines Diagnoseprozesses die Studierenden in welcher Weise Bezug nehmen und welche (fach-) didaktischen Uberlegungen bzw. Theoriebezuge sie in ihren Diagnosen als Referenzpunkte nutzen. Die Ergebnisse zeigen, dass auf struktureller Ebene zwar alle Komponenten thematisiert, aber inhaltlich nicht entlang einer typischen Abfolge miteinander verbunden werden. Trotz inhaltlicher Prompts wird nur selten explizit auf Theoriebezuge zuruckgegriffen.
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